Die Laurentiuskirche (unsere Hauptkirche)


Laurentiuskirche Zwenkau Außenansicht

Laurentiuskirche Zwenkau Kruzifix

Die Augen bleiben sicher zuerst an der lebensgroßen Kreuzigungsgruppe hängen, die den ganzen Altarraum beherrscht: der am Kreuz sterbende Jesus, seine Mutter Maria und der Lieblingsjünger Johannes, dazu zwei Engel. Ein Bild der Qual und der Trauer, des Scheiterns und Versagens - und doch zugleich das Bild der Liebe Gottes, der sich selbst hingibt für uns Menschen. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Laurentiuskirche Zwenkau Kreuzigungsgruppe
Und wenn dann beim Gottesdienst am Sonntagmorgen die Sonne durch die hohen Fenster strahlt und das Kreuz vom Licht umflutet wird, sieht man geradezu, dass das Leben stärker ist als der Tod.

Die sehr bewegten barocken Figuren und auch das Abendmahlsrelief über dem Altartisch wurden 1725/26 von dem Bildhauer Caspar Friedrich Löbelt für die neu aufgebaute Kirche geschaffen. 1712 hatte ein verheerender Brand die ganze Stadt Zwenkau in Schutt und Asche gelegt. Auch die Kirche wurde ein Opfer der Flammen. Nur einige Reste der Umfassungsmauern blieben erhalten und konnten beim Wiederaufbau verwendet werden. Der wurde sehr mühselig und zog sich über 15 Jahre hin. Am Neujahrstag 1727 konnte das Gotteshaus endlich geweiht werden. Aus dieser Zeit des Hochbarock stammen auch die meisten Ausstattungsstücke.

Laurentiuskirche Zwenkau Kanzel Die Kanzel, die aus einer Dresdner Kirche kommt, soll ein Geschenk des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs August des Starken sein. Auf den Brüstungsfeldern am Kanzelkorb sehen wir die Darstellung Jesu im Tempel, den lehrenden Christus und die Austreibung der Geldwechsler. Ein fackeltragender Engel auf dem Schalldeckel macht deutlich: das verkündigte Wort Gottes ist wie ein Licht, an dem man sich orientieren kann.

Laurentiuskirche Zwenkau Altar An den Stufen zum Altarraum hat sinnvollerweise der Taufstein seinen Platz, ist doch die Taufe der Eintritt in die christliche Gemeinde und eröffnet den Zugang zum Abendmahl am Altar, dem Tisch des Herrn. Die plastische und farbenfrohe Sandsteinarbeit wurde 1731 von Martin Krötzsch geschaffen oder gestiftet.

Vielleicht ist Ihnen in der Turmhalle Laurentiuskirche Zwenkau alter Taufstein der Torso eines wesentlich älteren Taufsteins aufgefallen. Er erinnert daran, dass an der Stelle unseres Gotteshauses schon vor mehr als 1000 Jahre eine Kirche gestanden hat und dass seitdem ununterbrochen eine christliche Gemeinde in Zwenkau lebt.

Lassen wir den Blick nach links wandern, erblicken wir an der Wand neben dem Triumphbogen das Bild des Heiligen Laurentius. Ihm ist diese Kirche geweiht, und auch die Stadt Zwenkau führt sein Bild im Stadtwappen. Wer war dieser Mann? Nach der später legendär ausgeschmückten Lebensbeschreibung soll er aus Spanien stammen. Auf der Reise nach Toledo begegnete er Papst Sixtus II., der den aufgeweckten jungen Mann mit nach Rom nahm und ihn schon nach kurzer Zeit zu seinem Archidiakon (Leiter der Fürsorge für Arme, Kranke, Witwen und Waisen) ernannte. Laurentiuskirche Zwenkau Laurentiusgemälde258 löste Kaiser Valerian eine Christenverfolgung aus, die sich hauptsächlich gegen die christlichen Amtsträger richtete. Am 6.August 258 wurde Papst Sixtus enthauptet. Kurz zuvor hatte er seinem Archidiakon noch den Kirchenschatz anvertraut. Der Kaiser erfuhr davon und gab Laurentius drei Tage Zeit, den Schatz herauszugeben. Laurentius aber verteilte alles Geld an die Armen, die er am dritten Tag vor den Kaiser führte mit den Worten:“ Hier ist der Schatz der Kirche !“ Damit handelte er ganz im Sinne Jesu. Kaiser Valerian fühlte sich aber verhöhnt und ließ Laurentius mit vier Diakonen am 10. August mit dem Schwert hinrichten.

Östliche Martyriumsberichte veränderten im 4.Jh. die Todesart des Heiligen. Danach wurde er auf einem mächtigen Grill zu Tode geröstet. Deshalb wird der Heilige in Diakonenkleidern mit einem großen Bratrost und der Siegespalme des Märtyrers dargestellt. Schon 330 ließ Kaiser Konstantin der Große über seinem Grab die Basilika St. Laurentius extra muros (San Lorenzo fuori le mura) erbauen, eine der sieben Hauptkirchen Roms. Laurentiuskirche Zwenkau Gedenkstein

Einer seiner Nachfolger, Bischof Thilo von Trotha, ließ sie im 15. Jahrhundert im spätgotischen Stil umbauen. Davon zeugt der Gedenkstein aus dem Jahre 1468, der unter dem Laurentiusfresko eingelassen ist. Die fünf Schilde zeigen in der oberen Reihe die Wappen der Stadt Zwenkau (Rost) und zweier hier begüterter Adelsfamilien (v. Peres und v. Trautenberg?), in der unteren Reihe die des Bistums Merseburg (Kreuz) und der Familie des Bischofs Thilo (Rabe).

Im 19. Jahrhundert wuchs die Gemeinde stark an. Deshalb wurde 1892 unter Baurat Quentin ein Erweiterungsbau vorgenommen: Am Altarraum wurde der Triumphbogen eingefügt und durch Anbauten im Süden und Norden entstand eine Art Querschiff. Die Kirche erhielt dadurch einen kreuzförmigen Grundriss. Im Erdgeschoss fällt dies durch die Trennwände kaum auf, aber im Emporenbereich öffnen sich große Bögen zum Mittelschiff und geben dem Raum die herrliche Weite.

Dazu trägt auch die Gestaltung der Emporen bei, die den Raum schwungvoll umrahmen. Laurentiuskirche Zwenkau Kirchenschiff Ihnen wollen wir uns jetzt zuwenden.
Ihre farbliche Fassung und künstlerische Gestaltung verdanken sie der Innenerneuerung unter der Leitung von Architekt Wilhelm Lossow (Leipzig) in den Jahren 1936-1939. Die malerische Ausführung lag in den Händen von Karl Völker (Halle).
Auf den Brüstungsfeldern der Süd- und Nordempore ist das Apostolische Glaubensbekenntnis im Wortlaut und in symbolischen Bildern dargestellt. Es ist die Antwort der Gemeinde auf das von Kanzel, Altar und Taufstein ausgehende Wort Gottes und verbindet die einzelnen Gottesdienstteilnehmer zu einer Gemeinde, zur Familie Gottes. An der Westempore weisen sieben Darstellungen auf die Bibel als die Quelle des christlichen Glaubens hin. Im Mittelfeld sehen wir die aufgeschlagene Bibel, in den Außenfeldern die Symbole der vier Evangelisten: links den Menschen für Matthäus und den Löwen für Markus, rechts den Stier für Lukas und den Adler für Johannes.

Laurentiuskirche Zwenkau OrgelDie Brüstungsfelder der darüber liegenden Empore zeigen, welche Bedeutung die Musik, besonders im evangelischen Gottesdienst hat. In der Mitte steht das Lutherwort „Gott loben ist unser Amt“. Bekannte Liedanfänge und Namenszüge erinnern an die Liederdichter Martin Luther und Paul Gerhardt und die Komponisten Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel. Darüber erhebt sich die Orgel. Der Mittelteil des Prospektes stammt noch von dem Instrument, das der Bornaer Orgelbauer Kreutzbach 1837 errichtete. Es wurde mehrfach umgebaut und erweitert und schließlich durch ein elektronisches Werk (Ahlborn) ersetzt.

Laurentiuskirche Zwenkau Grabplatte

Wenn Sie sich noch ein wenig in der Kirche umschauen wollen, entdecken Sie manches sehenswerte Detail. Hinter dem Altar findet sich eine spätgotische Sakramentsnische aus Rochlitzer Porphyr, in der die für die Krankenkommunion bestimmten geweihten Hostien aufbewahrt wurden. An den Wänden sind einige Grabplatten zum Gedächtnis Verstorbener aufgestellt, besonders bemerkenswert ist die des Valentin Schlegel, Besitzer des Ritterguts Ober-Imnitz. Das dunkle Bronze-Kruzifix des Leipziger Bildhauers A. Trebst an der Südwand stammt von der Grabstätte der Familie Schaarschmidt, die das Rittergut Imnitz/Kotzschbar besaß und 1892 auch das Lesepult stiftete. Im Emporenbereich sehen Sie an den Wänden drei großformatige Ölbilder: „Auferstehung“ von A. Oeser, Dresden 1864 sowie „Kreuztragung“ und „Thomas vor dem Auferstandenen“ von Rudolf Julius Benno Hübner (1806-1882).

1992 konnte die Kirche außen und 2001/02 innen saniert werden. Mit der Neudeckung des Daches fanden die Erneuerungsarbeiten 2004 vorläufig ihren Abschluss.

Im 48 Meter hohen Turm, der schon von weitem das Stadtbild bestimmt, hängt ein dreistimmiges Stahlgeläut mit den Tönen d-f-as aus dem Jahre 1925. Und in der Laterne befinden sich noch zwei bronzene Schlagglocken von 1727 und 1843 für das Turmuhrwerk. Eine der früheren Bronzeglocken hängt heute im Turm der Johanniskirche (Friedhofskirche). Sie ist aus dem Material der 1712 geschmolzenen Glocken gegossen worden.


Textfassung: Klaus Schlegel, Juni 2007
Für weitere Informationen über die Laurentiuskirche, bitte hier klicken. (pdf-Datei 31kb)


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